Hydrasun wird nach erfolgter Auftragsvergabe zur Mitwirkung am Aberdeen Hydrogen Hub (AHH) 40 Arbeitsplätze im Bereich Umwelttechnik und Bauwesen schaffen.
Die von BP und dem Stadtrat von Aberdeen ins Leben gerufene Arbeitsgemeinschaft, die hinter dem 40-Millionen-Pfund-Projekt für grünen Wasserstoff steht, gab gestern die erste Periode von Vertragsabschlüssen mit Firmen der lokalen Lieferkette frei. BP Aberdeen Hydrogen Energy Limited (BP AHEL) hat sich im Juli nach mehrmonatiger Verzögerung endgültig für die Investition in den Wasserstoff-Terminal entschieden.
Im Gespräch mit Energy Voice sagte der Geschäftsführer von Hydrasun, Neil Thompson, mit Abschluss des Vertrages sei das Unternehmen mit Hauptsitz in Cove in eine „entscheidende Phase“ eingetreten.
Er lobte das Unternehmen außerdem für seine „Geduld und Ausdauer“, während der britische Wasserstoffsektor auf die Verwirklichung der geplanten Projekte wartete.
„Mit dieser Entscheidung können wir unsere Investitionen in [Wasserstoff] fortsetzen, unser Team verstärken, mehr Mitarbeiter beschäftigen und den Ausbau unser Geschäftstätigkeit vorantreiben“, sagte er.
„Aus Sicht unseres Unternehmens wollen wir im Rahmen der Projektdurchführung 40 Arbeitsplätze schaffen und zugleich die sich daraus ergebende Gelegenheit für den Vollzug des nächsten Quantensprungs auf unserem Weg zur Energiewende nutzen.“
Die Sicherung der Arbeitsaufträge am AHH wird zu einer Steigerung der „Erfolgsbilanz und Glaubwürdigkeit“ von Hydrasun führen, wenn das Unternehmen auch in Zukunft aktiv an der Umsetzung der Projekte HAR1 und HAR2 mitwirkt, fügte Thompson hinzu.
„Damit können wir unseren Aktionsradius erweitern und den Personalumfang unseres Entwicklungsteams erhöhen. All dies wichtige Faktoren, um unsere Zielsetzungen für HAR1 und HAR2 zu erreichen“, sagte er.
„Wir beteiligen uns an beiden und erkennen in beiden für uns als Unternehmen echte Wachstumstreiber. Ich halte das außerdem für eine Maßnahme zur Schaffung von mehr Vertrauen innerhalb der erweiterten Lieferkette.
„Wenn im Auftragsbuch bereits ein für die Lieferkette sichtbares Schlüsselprojekt steht, ist das Interesse geweckt, und das macht alles noch einfacher.“
Wachstum des Unternehmens
Hydrasun gründete sich 1976 und war zunächst Anbieter von Fluidtransfer-, Energie- und Steuerungslösungen für den Offshore-Öl- und Gassektor.
Nach der Übernahme von Hydrasun im Jahr 2021 durch die Beteiligungsgesellschaft SCF Partners leitete die Umstellung auf Wasserstoff und andere erneuerbare Energiequellen einen strategischen Wendepunkt ein.
2022 erwarb Hydrasun selbst das in der englischen Grafschaft Berkshire ansässige Unternehmen Fuel Cell Systems und verdoppelte damit sofort seine Erlöse aus dem Wasserstoffgeschäft. Zum Jahresbeginn schloss SCF Partners fünf seiner Firmen zusammen und gründete daraus unter dem Namen D2Zero ein kombiniertes Dekarbonisierungsunternehmen für den Nordosten im Wert von 500 Millionen Pfund.
Laut Thompson ermöglichte die Arbeit unter dem Dach von D2Zero die Bündelung unternehmensweiter Ressourcen und Fähigkeiten, wodurch die Bedeutung von Hydrasun auf dem Markt gewann.
HAR1 und HAR2
Nicht zuletzt wegen der Beteiligung am AHH-Projekt und den HAR1- und HAR2-Runden war das Jahr 2024 für Thompson im Hinblick auf den Erfolg des Unternehmens „richtungsweisend“.
„Diese Projekte kommen jetzt in Schwung, es gibt Bewegung auf dem Markt, weshalb dieses Jahr für mich in Bezug auf den Fortschritt des Wasserstoffs ein wichtiges Etappenziel in der britischen Wirtschaft darstellt“, sagte er.
Ungeachtet der Tatsache, dass uns jedes HAR1-Projekt „vor individuelle Herausforderungen“ stellt, so Thompson, arbeitet Hydrasun eng mit Abnehmern aus der Industrie zusammen, die mit viel Engagement die Projekte erfolgreich zum Abschluss führen.
„Wir sehen die Fortschritte bei der Umsetzung dieser Projekte“, sagte er.
„Dem erfolgreichen Abschluss von HAR1 steht aus meiner Sicht nichts entgegen. Für die anstehenden Projekte wird man eine endgültige Investitionsentscheidung treffen, damit der Übergang in die nächste Phase vollzogen werden kann.“
Da immer mehr Projekte auf den Weg gebracht werden, rechnet Thompson damit, dass für Firmen, die traditionell eher auf Öl und Gas gesetzt haben, Wasserstoff künftig stärker in das Zentrum der Aufmerksamkeit rücken wird.
„Diese Projekte waren schon oft Gesprächsthema, weshalb ich glaube, dass ein Großteil der Lieferkette nur darauf gewartet hat, bis es endlich passiert“, sagte er.
„Das [AHH] schafft dafür die Grundvoraussetzung, aber sollte bezüglicher dieser Projekte eine abschließende Investitionsentscheidung getroffen werden, wird daraus eine besondere Eigendynamik entstehen.“
Kompetenzen in der Herstellung und Nutzung von Wasserstoff
Trotz erkennbarer Fortschritt bestehen in Schottland weiterhin Probleme in der Wasserstoffversorgungskette, die noch gelöst werden müssen.
Thompson wies insbesondere auf die personellen Herausforderungen hin, sagte aber, Hydrasun habe in den Aufbau einer eigenen Schulungsakademie investiert, um die Anzahl der verfügbaren Fachkräfte zu erhöhen.
„Insgesamt wird es jedoch schwierig bleiben, die steigende Nachfrage auf dem Markt nach Fachkräften, Technikern und sonstigem Personal zu decken“, sagte er.
„Falls die Projekte der Förderrunden [HAR1 und HAR2] tatsächlich in der geplanten Anzahl und zudem zeitgleich mit mehr Windprojekten auf den Markt drängen, muss das Stromnetz modernisiert werden, was natürlich zu einer erheblichen Nachfrage nach Arbeitskräften im Vereinigten Königreich führen wird.“
Chance für den Export von Wasserstoff
Vor dem Hintergrund, dass in der ersten Förderrunde (HAR1) bereits zwei Projektbewerbungen erfolgreich waren und noch weitere Projekte aus HAR2 hinzukommen werden, verweist Thompson auf die „enorme Bedeutung“ der Projektierung von Anlagen in Schottland.
„Wenn wir in Schottland eine Wasserstoffindustrie verankern und tatsächlich einen Punkt erreichen wollen, an dem wir als Wasserstoffexporteur in Märkte wie Deutschland positionieren, dürfen weitere Erfolge für uns kein Zufall sein“, sagte er.
Hydrasun rechnet damit, ca. 65 % des AHH-Auftragswertes durch die lokale Lieferkette abdecken zu können, äußert sich aber skeptisch wegen der fehlenden Möglichkeiten zur Fertigung von Elektrolyseuren in Schottland.
Die Energy Transition Zone (ETZ) von Aberdeen setzt auf die Ansiedlung von Produktionsstätten für Elektrolyseure auf dem in der „Granitstadt“ geplanten Wasserstoff-Campus.
Wenngleich die Anziehung ausländischer Investitionen in dieser Größenordnung „zweifellos wichtig“ ist, sollte Schottland nach Auffassung Thompsons nicht um jeden Preis an der Gewinnung eines Elektrolyseur-Herstellers „festhalten“.
„Wir befinden uns schließlich in einem globalen Markt, und da ist es nicht auszuschließen, dass die benötigten Systemintegratoren gerade dort zur Verfügung stehen“, sagte er.
„In der Branche der Anbieter von Elektrolyseuren (OEM) bieten sich vielfältige Chancen, die wir nicht aus den Augen verlieren sollten.“
„Wir konzentrieren uns am besten auf unsere aktuellen Stärken und bauen darauf auf.“
Politik der britischen und schottischen Regierung
Entscheidend für den Aufbau Schottlands als Wasserstoffexporteur ist die Sicherstellung, dass der Bau von Offshore-Windparks zügig voranschreitet, da dies eine Voraussetzung dafür ist, dass britische Produzenten mit Regionen wie dem Nahen Osten und Australien konkurrieren können, sagte Thompson.
Die Regierungen in Großbritannien und Schottland sollten jedoch vorwiegend auf Größe setzen und dafür sorgen, dass mehr industrielle Verbraucher auf Wasserstoff als Energieträger umsteigen, fügte er hinzu.
„Um Skaleneffekte zu erreichen, bedarf es einer gemeinsamen Strategie“, erläutert Thompson.
„Alle Teile des Puzzles müssen sich zu einem großen Ganzen fügen, damit es funktioniert.“
Zu gewährleisten, dass große Öl- und Gasunternehmen wie BP weiter in Wasserstoffprojekte investieren, sei für Firmen wie Hydrasun genauso wichtig, so Thompson.
„Entscheidend ist zu erkennen, wie wichtig die Nordsee und die Industrie für die Energiewende sind“, sagte er.
„Ohne unser Kerngeschäft Öl und Gas hätten wir nicht den langen Atem und die Widerstandsfähigkeit, von der wir heute profitieren.“